Aserbaidschan
Allgemeines
Aserbaidschan ist ein Land am Kaspischen Meer. Es grenzt an Russland, Georgien, Armenien und den Iran. Mit der Exklave und Autonomen Republik Nachitschewan besitzt Aserbaidschan eine elf Kilometer lange Grenze mit der Türkei.
Name
Aserbaidschanische Republik
Amtssprache
Aserbaidschanisch (Aseri)
Hauptstadt
Baku
Staatsoberhaupt
Ilham Aliyev
Premierminister
Artur Rasizade
Staatsform
Republik
Fläche
86.600 km²
Einwohnerzahl
8.202.500 (Stand 2003)
Bevölkerungsdichte
90 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit
von der Sowjetunion am 18. Oktober 1991
Währung
Manat
Zeitzone
UTC +5
Kfz-Kennzeichen
AZ
Internet-TLD
.az
Vorwahl
+994
Feiertage
28. Mai Nationalfeiertag
Lage
Die Republik Aserbaidschan liegt an den Südhängen des Kaukasus und damit in einer erdbebengefährdeten Region. Im Osten wird Aserbaidschan vom Kaspischen Meer begrenzt, wo große Erdölvorkommen existieren. Die Republik hat eine Fläche von 86.600 Quadratkilometer, davon 4.400 Quadratkilometer das Autonome Gebiet Bergkarabach (Aserbaidschanisch: Dagli Qarabag) und 5.500 Quadratkilometer die Autonome Republik Nachitschewan. 20 % des Staatsgebietes ist zur Zeit von Armenien besetzt.
Reiseführer und Reiseberichte
Geschichte
Frühere Geschichte bis zum 20. Jahrhundert Aserbaidschan ist seit frühester Zeit besiedelt und brachte bedeutende Kulturen hervor. Es gehörte zu verschiedenen Weltreichen und war unter dem Namen Albania bekannt. Erste türkische Volksgruppen lassen sich im späteren Aserbaidschan seit dem 2. Jahrhundert nachweisen, als dort der frühhunnische Volksstamm der Az auftauchte. Dieser Volksstamm ist möglicherweise der auch Namensgeber des Gebietes, so dass Aserbaidschan Herrschaft der Az bedeutet. Eine andere Namenserklärung leitet den Namen wiederum vom persischen Satz Land des Feuers ab, der sowohl auf die seit dem Altertum bekannten Petroleum-Vorkommen als auch auf den Zoroastrismus verweisen soll. Im 3. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Hunnenreich des Attila, und bereits im 4. Jahrhundert lassen sich die Sabiren (ein alttürkisches Volk hunnischer Herkunft) in Aserbaidschan nachweisen – diese lagen ständig in blutigen Stammeskriegen mit den benachbarten Chasaren und Kumanen. Im Jahre 643 fielen die Araber in dieses Gebiet ein und führten es dem Islam zu – damit gehört Aserbaidschan zu den ältesten muslimischen Gebieten der Welt. Unter der Herrschaft des Kalifats kam die Provinz zu Wohlstand, der zu den den Plünderungszügen der Mongolen unter Dschingis Khan anhielt.
Im 9. Jahrhundert/10. Jahrhundert kamen dann die Volksstämme der Oghusen in dieses Gebiet und die Aserbaidschaner erhielten ihre heutige volkliche Prägung und wurden zum dem was sie heute sind: Süd-Türken. Aserbaidschan gehörte nun zum Seldschukenreich. Im 12. Jahrhundert gehörte der Nordwesten des nachmaligen Aserbaidschan zum Königreich Georgien, während der Rest des Landes unter persischer Oberhoheit stand. Im 13. Jahrhundert fielen die turko-mongolischen Horden des Dschingis Khan über Aserbaidschan her und es wurde nun dem mongolischen Weltreich eingegliedert. Nun ließen sich zahlreiche Mongolen in Aserbaidschan nieder, aber die mongolische Oberschicht war zu schwach, um sich zu behaupten – sie gingen in der Folgezeit in den Aserbaidschanern auf. Hulegu Ilchan, ein Enkel des großen Mongolenherrschers, begründete von Aserbaidschan aus, das berühmte Ilchanat. Dieses führte mit der benachbarten Goldenen Horde blutige Grenzkriege um das begehrte Georgien. Dabei waren die Ilchane mit der Nogaier-Horde verbündet, die formal zur Goldenen Horde gehörte. Im 15. Jahrhundert wurde das Ilchanat durch den usbekischen Tatarenherrscher Timur zerschlagen und Aserbaidschan fiel mit dem übrigen Persien an diesen. Nach dem Tode Timurs wurden auf aserbaidschanischen Gebiet zwei mächtige türkische Stammesförderationen gegründet: die „Weißen Hammel“ und die „Schwarzen Hammel“, die jedoch äußerst verfeindet waren. Aserbaidschan geriet im Jahre 1514 an das benachbarte Osmanische Reich Selims und erst Abbas Schah I. konnte es im Jahre 1603 seinem Reich zurückgewinnen.
Der lange und blutige Bruder-Krieg mit dem Osmanischen Reich geriet langsam auch zum Glaubens-Krieg: Wer von den jeweiligen Herrschern vertrat nun den „wahren Glauben“? War es der schiitische Schah Persiens oder Selim, der sunnitische Sultan des Osmanischen Reiches? Im 16. und 17. Jahrhundert brachte die Dynastie der Safawiden dem Gebiet erneuten Reichtum. Aufgrund seiner Lage an den Handelsrouten, die Europa mit Zentralasien und den Nahen Osten mit den Gebieten am Kaspischen Meer verbinden, war die Region zwischen den Russen, Persern und Ottomanen mehrere Jahrhunderte hindurch heiß umkämpft. Im Jahre 1723 eroberte der russische Zar Peter der Große kurzfristig die Khanate von Baku und Derbent, welches sich in Daghestan befand. Ab dem Jahre 1784 beherrschten die russischen Zaren bereits den Norden Aserbaidschans und im 6. Russisch-Türkischen Krieg (1804–1814) fielen die Khanate Gandscha (1804), Schirwan (1805), Karabach (1805), Scheki (1806), Kuba (1806) und Baku (1806) sowie das Khanat Talysch (1813) endgültig an Russland. Als Folge des 7. Russisch-Persischen Krieges (1827/28) kamen noch die Khanate Nachitschevan (1828) und Jerewan (1828) hinzu. In den Friedensverträgen von Gülistan (1813) und Turkmenchay (10. Februar 1828), beendeten diese blutigen Grenzkriege um diese militärisch wie kulturell wichtige Landschaft: Im letztgenannten Vertrage wurde Aserbaidschan entlang der heutigen politischen Grenze zwischen Russland, dem Osmanischen Reich und Persien aufgeteilt.
In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts begann man mit der Ausbeutung der Erdölfelder. Neuere Geschichte Nach dem Zusammenbruch des Russischen Zarenreiches wurde im Jahr 1917 die kurzlebige „Republik Groß-Aserbaidschan“ (aserbaidschanisch: Büyük Azärbaycan Cumhuriyäti) gegründet, die formal von 1918 bis 1920 bestand, aber deren wirklicher Herrschaftsbereich sich nur auf das nördliche Aserbaidschan beschränkte. (1918–20 waren britische Besatzungstruppen im südlichen Aserbaidschan, während türkische Truppen das nördliche verwalteten; die Türken wurden allerdings als „Befreier“ angesehen, da das Endziel der Republik die Vereinigung mit der Türkei war.) Der Versuch, zusammen mit Georgien und Armenien eine Transkaukasische Republik zu begründen, schlug jedoch fehl. Im Januar 1920 wurde Aserbaidschan de facto von den Alliierten als unabhängiges Land anerkannt. Diese Unabhängigkeit wurde jedoch durch die Rote Armee im April 1920 beendet. In Aserbaidschan entsteht eine Sowjetrepublik, die im Jahre 1922 mit Georgien und Armenien zur Transkaukasischen Föderativen Sowjetrepublik zwangsvereinigt und in die UdSSR integriert wird. Bergkarabach und Nachitschewan wurden als Autonomes Gebiet bzw. Autonome Republik der Hoheit Aserbaidschans unterstellt (1923). 1936 wurde Aserbaidschan „selbstständige“ Sowjetrepublik der UdSSR.
1988/89 begann die langsame Trennung Aserbaidschans von der Sowjetunion und der bewaffnete Kampf um Bergkarabach. Der seit 1923 schwelende Konflikt in Bergkarabach eskaliert 1988, als der dortige Gebietssowjet den Transfer des Gebiets aus aserbaidschanischer in armenische Republikhoheit beantragt hat. 1989 verkündet der Oberste Sowjet in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku in Zusammenhang mit der Schwäche der UdSSR die Souveränität Aserbaidschans. Daraufhin kommt es zu einer Militärintervention russischer Truppen in Baku und anderen Teilen Aserbaidschans. Die sich anschließenden Kämpfe fordern viele Todesopfer. Ferner wird an der aserbaidschanisch-iranischen Grenze die Wiedervereinigung beider Landesteile verlangt. Am 30. August 1991, nach dem gescheiterten Putschversuch in Moskau, rief Aserbaidschan die Unabhängigkeit aus und wurde Mitbegründer der GUS. Die kommunistische Partei löst sich auf und gründet mit der „Republikanischen Demokratischen Partei“ ihre Nachfolgepartei. 1992 beginnt der offene Krieg mit Armenien um Bergkarabach, den die Türkei offen mit Waffenlieferungen an Aserbaidschan unterstützt. Im Sommer treffen sich in Ankara die Vertreter Aserbaidschans mit den turkvölkischen Staatsvertretern Zentralasiens: Dort wird beschlossen, für alle turkvölkischen Republiken bis 2005 ein einheitliches Alphabet – nach Vorbilde des Türkeitürkischen – zu schaffen, dassdann die türkischen Minderheiten der übrigen GUS dieses bis spätestens 2010 zu übernehmen hätten.
Am 30. Juni 1992 wird der ehemalige Geheimdienstler und KP-Chef Geidar Alijew zum Präsidenten gewählt und dieser benennt die kommunistische Staatspartei in „Neues Aserbaidschan“ um. Alijew bemüht sich um gute Beziehungen zu Russland, der Türkei und den USA, aber auch um gute Nachbarschaft mit dem Iran. Im Dezember 1992 tritt Aserbaidschan aus der GUS aus und nimmt einen Beobachterstatus ein. Mitte Dezember übernimmt Aserbaidschan das türkeitürkische Alphabet. Im Jahre 1995 wird eine Verfassung angenommen. Sie konstituiert ein präsidentielles Regierungssystem. Mit mehreren Führungswechseln und Putschversuchen erweist sich die politische Lage in Aserbaidschan seit 1991 als instabil. Dies hängt insbesondere mit der Verwicklung des Landes in den Bergkarabach-Konflikt zusammen. Die wichtigsten Parteien sind: Nationale Unabhängigkeitspartei, Aserbaidschanische Volksfront, Müsavat (Gleichheitspartei), Bozkurt (graue Wölfe, türkischnationalistische Gruppierung).
2002 wird Ilham Alijew zu Nachfolger seines Vaters bestimmt und bei Wahlen 2003 überwiegend vom Volk bestätigt – nur ist der trunk- und spielsüchtige Sohn schuld, da das einzige, und überwiegend von russischen und westeuropäischen Touristen besuchte, Spielkasino Aserbaidschans geschlossen wird: Er soll wohl allein in einer Nacht rund 350.000 Rubel durchgebracht haben!
Politik
Aserbaidschan ist eine Präsidialdemokratie mit einem Einkammerparlament. Die Verfassung wurde am 12. November 1995 verabschiedet. Das aserbaidschanische Parlament, die Nationalversammlung (Milli-Meclis) hat 125 Sitze, die nach einem gemischten Proportional- und Mehrheitswahlsystem für eine Periode von 5 Jahren gewählt werden. Ein Parlamentssitz wird für den Wahlkreis Bergkarabach (Nagorny-Karabach) frei gehalten. Das Parlament wurde am 4. November 2000 für fünf Jahre gewählt. Staatsoberhaupt ist der Präsident, der in geheimer, allgemeiner Wahl für die Periode von 5 Jahren gewählt wird. Staatspräsident ist Ilham Alijew, Sohn des zuvor verstorbenen Staatspräsidenten Geidar Alijew. Er wurde am 15. Oktober 2003 mit über 80 % der Stimmen gewählt und wurde am 31. Oktober 2003 inauguriert. Ministerpräsident ist seit dem 4. November 2003 Artur Rasizade von der Präsidentenpartei Neues Aserbaidschan. Die Opposition warf der Regierung bei den Präsidentenwahlen im Oktober 2003 Wahlbetrug vor. Internationale Wahlbeobachter (unter anderem von der OSZE) berichteten von Fälschungen und Einschüchterungsversuchen. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses kam es am 16. Oktober in der Hauptstadt Baku zu Unruhen, bei denen mindestens zwei Menschen getötet, viele verletzt und mehrere Oppositionspolitiker festgenommen wurden. Mitgliedschaften in internationalen Institutionen: UNO, GUUAM, GUS, Europarat, OSZE, IWF, EBRD, Weltbank, Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation, OATCT, CENTO.
Bevölkerung
Die Republik Aserbaidschan hat 8,2 Millionen Einwohner, davon etwa 1 Million Binnenvertriebene und Flüchtlinge infolge des Bergkarabach-Konflikts. 83 % der Bevölkerung gehören zum Turkvolk der Aserbaidschaner. Die übrigen Nationalitäten stellen die Russen, Kurden, Armenier, Ukrainer, Talyschen, Juden, Awaren, Mescheten, Tataren, Deutsche und Lesgier. In Städten leben 52 % der Bevölkerung. Unter 15 Jahre sind 28 % der Bevölkerung. Bevölkerungswachstum: 0,89 %. Amtssprache ist Aserbaidschanisch. Seit Dezember 1992 gibt es wieder die türkisch-lateinische Schrift und seit 2001 ist sie allgemein für den amtlichen Schriftverkehr verbindlich. Die Bedeutung des Russischen nimmt immer mehr ab, wird allerdings in der offiziellen Korrespondenz mit den anderen GUS-Staaten weiter genutzt.
Verkehr
Eisenbahnnetz: 2123 km (davon 1300 km elektrifiziert) Straßennetz: 24 981 km (92,3 % befestigt) Motorisierung: 49 Kfz/1000 Einwohner Internationaler Flughafen: Baku Hafen: Baku
Wirtschaft
Die Wirtschaftsentwicklung Aserbaidschans verläuft dynamisch. So betrug die Wachstumsrate des BIP im Jahr 1999 7,4 %, 2000 11,4 % und 2001 9,9 %. Diese Entwicklung basiert jedoch zu einem großen Teil auf einer expansiven Erdölindustrie, welche den wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes darstellt.
Konflikt mit Armenien
Aserbaidschan befindet sich seit der Unabhängigkeit in einem anfangs kriegerischen Konflikt mit Armenien um die Region Bergkarabach im Westen des Landes. Bis heute sind dieses Gebiet und angrenzende Regionen von armenischen Truppen besetzt. Aserbaidschan befindet sich seit Winter 1988 in einem kriegerischen Konflikt mit Armenien. Die eigentliche Unabhängigkeit hat Aserbaidschan erst im Jahre 1992 bekommen. Nur durch die massive Unterstützung der russischen Armee, was Russland bis heute nicht zugibt, wurde es möglich, dass Armenien die Region Bergkarabach und außerdem 20 % des aserbaidschanischen Territoriums okkupiert hat. Aber Aserbaidschan erhielt darauf hin aktive Waffenhilfe durch das NATO-Land Türkei. Alle Versuche Aserbaidschans diesen Konflikt friedlich zu lösen sind bis dato gescheitert. Bis heute gilt dieser Konflikt als nicht gelöst, aber von beiden Seiten wird inzwischen an einer friedlichen Lösung gearbeitet.
Religionen
Vorherrschende Religion ist der Islam. Die Republik Aserbaidschan ist außer dem Iran und dem Irak das einzige Land mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit: Über 66 % der Aserbaidschaner bekennen sich zu schiitischen Glaubensrichtungen und nur knapp 33 % zu sunnitischen.
Berühmtheiten
Garri Kasparow (*1963); mehrfacher Schachweltmeister (armenische Abstammung)